ich habe mich entschieden.
ich
werde frau und kind verlassen und mir ein häuschen kaufen,
ein häuschen flach
und weiss in einem schicken vorort, hoch über der stadt,
mit einem kleinen
garten, der gegen böse blicke bewachsen ist.
den garten werde ich als themengarten
gestalten
meinen tagesablauf
stelle ich mir so vor:
ich stehe gegen vormittag auf, gehe mit meinem seidenpyjama
ans fenster
und prüfe das wetter. ich sehe meinen garten geschmeidig vor
mir liegen.
nach einer tasse
tee entscheide ich, gedämpfte musik auf meiner heimorgel zu spielen,
in meinem
wohnzimmer, vor den großen fenstern mit blick auf meinen geschmeidigen
garten.
dann habe ich genug und widme mich der gartenarbeit. der garten
ist in themengebiete unterteilt,
eine rolle spielen dort zum beispiel themen
aus dem weltall, theorien der entstehung usw..
dann kommt ein
freund
zu besuch, und wir beschließen wieder musik zu machen und er begleitet
mich
an meiner orgel mit seiner e-gitarre.
dann werde ich etwas grätig, weil der pyjama mir sämtliche
kraft raubt. mein freund wendet sich ab
und stellt sich in der garten während
ich herumdruckse.
dann beginne ich wie jeden tag aus meiner reichhaltigen fotosammlung ein bild auszustellen:
danach schreibe ich.
in meinem schreibzimmer
steht mein möbel direkt am fenster, so kann
ich den ziehenden wolken nachblicken,
die verlorenen gedanken bremst nur der bleistiftgeschmack
in meinem mund.
ich schreibe zum beispiel:
'an solchen
tagen. was treibt meine mitbürger in fernöstliche philosophien.? treibt sie
in
wellness-tempel, treibt sie an, die medienmärkte zu stürmen?'
in diesem
moment, in dem ich dies schreibe, dreht ein raubvogel hoch oben seine kreise,
ein spatz
zuckt zickig auf einem zweig und ein wurm reckt wappernd sein
glied aus der wölbigen erdwulpe.
'hört hört hört. der könig teilt mit, in
diesem erlass, im 10ten monat des herrn:
bei einbruch der nacht, schliesst
eure türen. gefahr droht aus dem fernen land. doch
höret der könig hält schützend
die
hand. die armeen des königs stehen geschlossen im osten
und wehren den dämon.
hört
hört hört. sicher seid ihr bei einbruch der nacht.
die trommelwirbel verhallen, der schreier
verlässt die szene am marktplatz, mit gesenktem haupt
flüstert er
zu sich:
gebt euch nicht auf. das was tag um tag eintritt verlangt, was rufend euch ins freie
lockt, in diesem
stein, in diesem tier, in diesem blick sein wesend findet,
ist euch nicht fern,
es ist euer kern'
nach der schreibarbeit
bin ich erschöpft. ich mache mir sorgen ob der sicherheit meines hauses
gegen
eindringlinge. mein freund liegt schlafend auf der couch. ein solches haus,
denke ich, treibt
schindluder mit manch schwacher seele.
ich schüttle
meinen freund bis er erwacht und wir überlegen gemeinsam, dass die furcht
übertrieben
scheint. die sonne geht unter und über in die dämmerung, unser
gemüt beruhigt sich und wir
schauen einen video-film.
die nacht schreitet
langsam ins haus.
die müdigkeit legt ihren schleier über meine
weiße couch.
die gewalt bricht nun über meinen
garten herein.
ich
ziehe mich zurück, lege mich in mein weichmatratziertes ikea-bett, ziehe die
decke halb über mein
gesicht und deute das rasende schleifen
der äste an meiner hauswand als kratzende gnomhände,
die der hölle entsprangen.
mein freund
reisst die türe auf.
ich schreie ihn an ob er den verstand verloren habe
ob dieser
unnötigen dramaturgischen eskalation.
meine stimme
bebt:
das hauchen
des windes scheint mir zu klingen als sage es: nun mach, die jahre legten wir
dir voll
vertrauen in den schoss, greif ihren schatz und lass dich los.
ich
setze mich auf und starre in den grauen schattenwurf vor meinem fenster.
mein freund
lacht und spricht:
nun
sind sie da, all die sie dich verlassen haben in deinem leben, die wenigen, dir
dir ans herz
gewachsen, verlassen. du kennst nur wenige, so wiegt der verlust
nur schlimmer.
schließ deinen frieden, das gleichgewicht, es strebt
immer zu dem selben punkt.
dann bekommt
er mitleid mit mir und malt buddhistische gleichgewichtszeichen auf meine
fersen,
die unten am deckenende herausragen. das hilft. ich brauche eine längere decke,
denke ich.
der wind legt
sich nun
beruhigend zur ruhe. nur sanft streicht er noch draussen weckend durch
das gras.
mein herz
schlägt ruhiger. ach, suche
ich all das zu binden. ich drehe mich zur seite und schließe
ein auge. das
andere wird von einem kleinen kobold, daumengroß mit wirren haaren offen gehalten,
er
kreischt:
ein kind ward dir in den schoß gelegt.
der staub der welten , millionen
jahre hegt,
den schatz
er stetig in sich trug,
nie nach seinem anfang frug.
dann verpufft der gnom. in meinem neuen haus.