ich habe mich entschieden.
ich werde frau und kind verlassen und mir ein häuschen kaufen,
ein häuschen flach und weiss in einem schicken vorort, hoch über der stadt,
mit einem kleinen garten, der gegen böse blicke bewachsen ist.
den garten werde ich als themengarten gestalten

meinen tagesablauf stelle ich mir so vor:
ich stehe gegen vormittag auf, gehe mit meinem seidenpyjama ans fenster
und prüfe das wetter. ich sehe meinen garten geschmeidig vor mir liegen.

nach einer tasse tee entscheide ich, gedämpfte musik auf meiner heimorgel zu spielen,
in meinem wohnzimmer, vor den großen fenstern mit blick auf meinen geschmeidigen garten.

dann habe ich genug und widme mich der gartenarbeit. der garten ist in themengebiete unterteilt,
eine rolle spielen dort zum beispiel themen aus dem weltall, theorien der entstehung usw..

dann kommt ein freund zu besuch, und wir beschließen wieder musik zu machen und er begleitet
mich an meiner orgel mit seiner e-gitarre.

dann werde ich etwas grätig, weil der pyjama mir sämtliche kraft raubt. mein freund wendet sich ab
und stellt sich in der garten während ich herumdruckse.

dann beginne ich wie jeden tag aus meiner reichhaltigen fotosammlung ein bild auszustellen:

 IMG_5645_c_I_k.jpg

danach schreibe ich.
in meinem schreibzimmer steht mein möbel direkt am fenster, so kann
ich den ziehenden wolken nachblicken, die verlorenen gedanken bremst nur der bleistiftgeschmack
in meinem mund.

ich schreibe zum beispiel:
   'an solchen tagen. was treibt meine mitbürger in fernöstliche philosophien.? treibt sie in
   wellness-tempel, treibt sie an, die medienmärkte zu stürmen?'

in diesem moment, in dem ich dies schreibe, dreht ein raubvogel hoch oben seine kreise, ein spatz
zuckt zickig auf einem zweig und ein wurm reckt wappernd sein glied aus der wölbigen erdwulpe.

   'hört hört hört. der könig teilt mit, in diesem erlass, im 10ten monat des herrn:
   bei einbruch der nacht, schliesst eure türen. gefahr droht aus dem fernen land. doch
   höret der könig hält schützend die hand. die armeen des königs stehen geschlossen im osten
   und wehren den dämon. hört hört hört. sicher seid ihr bei einbruch der nacht.

   die trommelwirbel verhallen, der schreier verlässt die szene am marktplatz, mit gesenktem haupt
   flüstert er zu sich:
   gebt euch nicht auf. das was tag um tag eintritt verlangt, was rufend euch ins freie lockt, in diesem
   stein, in diesem tier, in diesem blick sein wesend findet, ist euch nicht fern,
   es ist euer kern'

nach der schreibarbeit bin ich erschöpft. ich mache mir sorgen ob der sicherheit meines hauses
gegen eindringlinge. mein freund liegt schlafend auf der couch. ein solches haus, denke ich, treibt
schindluder mit manch schwacher seele.

ich schüttle meinen freund bis er erwacht und wir überlegen gemeinsam, dass die furcht übertrieben
scheint. die sonne geht unter und über in die dämmerung, unser gemüt beruhigt sich und wir
schauen einen video-film.

die nacht schreitet langsam ins haus.
die müdigkeit legt ihren schleier über meine weiße couch.

die gewalt bricht nun über meinen garten herein.

ich ziehe mich zurück, lege mich in mein weichmatratziertes ikea-bett, ziehe die decke halb über mein
gesicht und deute das rasende schleifen der äste an meiner hauswand als kratzende gnomhände, 
die der hölle entsprangen.

mein freund reisst die türe auf.
ich schreie ihn an ob er den verstand verloren habe ob dieser
unnötigen dramaturgischen eskalation.

meine stimme bebt:
das hauchen des windes scheint mir zu klingen als sage es: nun mach, die jahre legten wir dir voll
vertrauen in den schoss, greif ihren schatz und lass dich los.

ich setze mich auf und starre in den grauen schattenwurf vor meinem fenster.

mein freund lacht und spricht:
nun sind sie da, all die sie dich verlassen haben in deinem leben, die wenigen, dir dir ans herz
gewachsen, verlassen. du kennst nur wenige, so wiegt der verlust nur schlimmer.
schließ deinen frieden, das gleichgewicht, es strebt immer zu dem selben punkt.

dann bekommt er mitleid mit mir und malt buddhistische gleichgewichtszeichen auf meine
fersen, die unten am deckenende herausragen. das hilft. ich brauche eine längere decke, denke ich.

der wind legt sich nun beruhigend zur ruhe. nur sanft streicht er noch draussen weckend durch
das gras.

mein herz schlägt ruhiger. ach, suche ich all das zu binden. ich drehe mich zur seite und schließe
ein auge. das andere wird von einem kleinen kobold, daumengroß mit wirren haaren offen gehalten,
er kreischt:
ein kind ward dir in den schoß gelegt.
der staub der welten , millionen jahre hegt,
den schatz er stetig in sich trug,
nie nach seinem anfang frug.

dann verpufft der gnom. in meinem neuen haus.

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